Ich stelle mir immer wieder folgende Szene in meinem Kopf vor, welche die tiefe Verbindung zwischen Patient und seiner fürsorglichen Pflegekraft zeigt. Wie in einem Film beginnt die Szene mit einem Mann, der in seiner Bewegungsfähigkeit sehr stark eingeschränkt ist und sanft von seiner Pflegerin unterstützt und gehalten wird. Sie zieht ihn mit Sorgfalt und Hingabe aus, wobei ihr Blick automatisch auf sein Gemächt fällt. Doch sie wendet sich nicht ab und unterstreicht damit das Vertrauen zwischen beiden. Dann hilft sie ihm ganz vorsichtig ins Bett, wo sie sich dann auch auszieht und ihm ihre erotische Anziehung offenbart, die sich unweigerlich aufgebaut hat. Was folgt, ist eine wunderschöne Szene einvernehmlicher Berührung, voller Zärtlichkeit, Lust, Leidenschaft und vor allem Respekt für den Körper und die Grenzen des anderen. Danach hilft sie ihm, sich für die Nacht fertig zu machen, und sorgt dafür, dass er es angenehm warm und gemütlich hat, und beendet die Szene mit einem kurzen Moment der Ruhe, Fürsorge und Zuneigung.
Diese Szene zeigt mir, dass Intimität durchaus ein wesentlicher Bestandteil der Pflege sein kann und wir können sämtliche Tabus rund um Sexualität und Behinderung sofort brechen und zeigen, dass Menschen mit Behinderungen genauso wie jeder andere Mensch Freude, Verbundenheit und Dankbarkeit erfahren und weitergeben können. Pflege und sexuelle Befriedigung betont vielmehr die tiefe Bedeutung von beiderseitigem Respekt, Anerkennung, Geborgenheit und Wohlbefinden sowie in einer echten, intimen freundschaftlichen Beziehung eben auch.
Stattdessen werden wir dazu angehalten unsere Gefühle zu unterdrücken und auf Distanz zu gehen, was ich wiederum sehr schade finde, weil wir dadurch unendlich viel Vertrauen aufbauen könnten.
Ja, es geht dabei halt um mehr als nur um Sex. Ich spreche hier von aufkommender Lust und zunehmendem Begehren.
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